Die deutschen Landschaften und Stämme. 59
winklig die Wege, die von Italien über die Alpen nach Mittel- und Norddeutschland
führen. Daraus erklärt sich sowohl das hohe Alter der Kultur in
diesem Lande als auch die Tatsache, daß es durch alle Zeitalter
der deutschen Geschichte der Schauplatz großer historischer Ereig-
nisse war. (Römerherrschaft, Völkerwanderung, Ungarneinfälle — 955 Schlacht
auf dem Lechfeld — Kreuzzüge, Blütezeit der Reichsstädte Ulm, Augsburg, Regens-
bürg. Zur Zeit des politischen Verfalls Deutschlands wird die Hochebene der Tum-
melplatz fremder Kriegsvölker, so im Dreißigjährigen Krieg, im Spanischen und
im Osterreichischen Erbfolgekrieg und zuletzt in der napoleonischen Zeit.)
Der Volksstamm der Bayern. Die Natur der Alpen und ihres Vorlands hat
dem Stammescharakter der Bayern seine Hauptzüge aufgedrückt. Ein kraftvolles,
etwas derbes Wesen paart sich mit Einfachheit der Sitten, zähem Festhalten am
Hergebrachten, mit Offenheit und Treue, mit Tapferkeit und Unverzagtheit. Mit
der Freude an der Landwirtschaft verbindet der Bayer Neigung und Geschick zu
künstlerischer Betätigung. Im alpinen Hausbau, in der malerischen Volkstracht
und in der Liebe zu Gesang und Tanz (Volksschauspiele), die er mit allen Gebirgs-
Völkern teilt, offenbart sich sein Sinn für das Schöne. Auf diese Naturanlage des
bayerischen Volksstammes gründet sich auch die traditionelle Kunstpflege der baye-
rischen Fürsten sowie der Ruhm Münchens als Kunststadt..
5. I)ie Deutschen Alpen.
Die Deutschen Alpen umfassen die n. Ketten der Kalkalpen zwischen Boden-
see und Salzach:dieallgäueralpen zwischen Bodensee und Lech, die B a y e -
rischen Alpen zwischen Lech und Inn und die Salzburger Alpen zwischen Inn
und Salzach. Sie ragen in schroffen Wänden und kühnen Gipfeln von 1700 m bis
3000 m auf und bilden die natürliche Scheidewand Deutschlands gegen Österreich.
Die Allgäuer Alpen sind der Hauptsitz der bayerischen Rinderzucht und Milchgewin-
nung, während in den Bayerischen und Salzburger Alpen die Haupterwerbsquelle
die Waldwirtschaft, also Holzgewinnung und Holzverarbeitung, bildet. Wichtigkeit
haben ferner noch die Salzlager von Berchtesgaden. Dank ihrer Naturschönheiten
sind die deutschen Alpengebiete auch ein Hauptziel der Touristen. Zu den besuchtesten
Sommerfrifchorten zählen Oberstdorf in den Allgäuer Alpen, Garmisch und
Partenkirchen in den Bayerischen Alpen und Berchtesgaden und Reichen-
hall in den Salzburger Alpen.
Bedeutung der Alpen für Südbayern. Wiewohl der Anteil des Reichs
an den Alpen gering ist, haben sie doch große Wichtigkeit für die angrenzenden Ge-
biete. Sie sind die Quellstätten zahlreicher Flüsse (welcher?); sie beeinflussen sehr
wesentlich das Klima des s. Bayern, indem sie die warmen Südwinde abhalten;
endlich geht ein großer Teil des deutschen Verkehrs über die Bayerischen Alpen nach
Italien. Der wichtigste Verkehrsweg ist die Brennerbahn, die durch die Linie Mün-
chen—innsbruck erreicht wird und ein Teil der wichtigen Nord-Südexpreßlinie
Berlin—rom ist. Nach Innsbruck führt vom Bodensee die Arlbergbahn. Eine
dritte wichtige Alpenbahn ist die Linie München—salzburg, die durch die Tauern-
bahn Anschluß nach Kärnten und dem Mittelmeer erhält. Die deutschen Alpen sind
also ein hervorragendes Durchgangsgebiet des Verkehrs.
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
102
Mathematische Erdkunde.
4. Von jetzt an nimmt die Erleuchtung des Mondes, der sich der Sonne
wieder nähert, in demselben Verhältnis ab, in welchem sie vorher zugenommen;
nach 22 Tagen 3 Stunden sehen wir die linke Hälfte seiner uns zugekehrten Scheibe
erleuchtet: wir haben das letzte Viertel, das in der zweiten Hälfte der Nacht scheint.
Die Lichtgestalt des Mondes wird nun immer kleiner, und nach 29*4 Tagen erreicht
er wieder die Phase des Neumonds, um den Lauf von neuem zu beginnen.
Da die Mondphasen von der Stellung des Mondes zur Sonne abhängen, so
währt die Zeit von einem Neumond zum andern nicht 27%, sondern 29}/2 Tage;
denn während der Mond sich um die Erde dreht, ist diese auf ihrer Bahn fortgeschritten,
und der Mond braucht über zwei Tage, um dieselbe Stellung zur Sonne wieder ein-
zunehmen, wie zu Beginn seiner Revolution.
Sonnen- und Mondftnsternisse.
a) Sonnenfinsternisse. Es sei in nebenstehender Figur 8 die Sonne, M der
Mond und E die Erde. Die drei Weltkörper stehen in gerader Richtung zueinander,
und zwar befindet sich der Mond zwischen Sonne und Erde. Sein Schatten erreicht
die Erde. Die Erdbewohner in der Gegend um b trifft der Kern-
schatten des Mondes, d. i. der vollständig unbeleuchtete Raum;
ihnen erscheint die ganze Sonnenscheibe von dem Mond verdeckt;
man sagt darum: es findet dort eine totale Sonnenfinsternis
statt. Die Gegend um a und c trifft der Halbschatten des
Mondes, d. h. den dortigen Bewohnern ist nur ein Teil der Sonne
durch den Mond verdeckt. Die Sonnenfinsternis um a und c nennt
man darum eine partiale^). Zuweilen steht der Mond so weit von
der Erde ab, daß nicht einmal die Spitze seines Schattens die Erde
erreicht. Denkt man sich in diesem Fall die Achse des Mond-
schattens in gerader Richtung bis zur Erde verlän-
gert, so wird den Bewohnern des Ortes, in wel-
chem die verlängerte Achse die Erde trifft, die
Sonnenscheibe gerade in der Mitte verfinstert er-
scheinen, so daß die Peripherien der Mond- und
Sonnenscheibe konzentrische Kreise bilden. Der nicht
verfinsterte Sonnenrand leuchtet in Form eines
Kreisrings. Eine derartige Sonnenfinsternis nennt
man daher eine ringförmige.
Da der Mond bei einer Sonnenfinsternis immer in gerader
Richtung zwischen Erde und Sonne stehen muß, so kann eine
Sonnenfinsternis nur zur Zeit des Neumonds eintreten.
b) Mondfinsternisse. Die Erde steht zwischen Sonne und
Mond. Der Mond taucht zuerst in den Halbschatten der Erde; die
dadurch bewirkte Schwächung des Lichts wird aber kaum bemerkt,
und man rechnet dies deshalb nicht als Mondfinsternis. Sie be-
ginnt erst, wenn der Kernschatten erreicht ist. Im allgemeinen
') Partial ü. lat. pars = Teil. Mond- und Erd-Kernschatten haben die Gestalt eines
Kegels, weil Mond und Erde Kugeln bilden, welche kleiner sind als der leuchtende Körper.
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104
Mathematische Erdkunde.
sich der Mond in ihr in seiner jetzigen Entfernung um die Erde drehen, und er
bliebe noch immer weit von der Sonnenoberfläche entfernt. Ihre Entfernung
von der Erde beträgt 149 Mill. km.
Denken wir uns die Sonne als eine Kugel mit einem Durchmesser von 13,85 m
(Höhe eines ziemlich hohen Hauses), dann müßten wir uns die Erde in einer Entfer-
mtng von 1,5 km (eine Viertelstunde Weges) als eine Kugel von 12,7 cm (Kegelkugel)
sich um die Sonne drehend und den Mond in einer Entfernung von 3,85 m als eine
kleine Kugel von 3,5 cm Durchmesser (kleine Spielkugel der Kinder) sich um die Erde
drehend denken. Tie entsprechenden Entfernungen der übrigen Platteten von der
Sonne wären: Acerkur 0,6 km, Venus 1,1km, Mars 2,3 km, Jupiter 7,7 km, Sa-
turn 14,2 km, Uranus 28,5 km und Neptun 44,7 km. (Vergegenwärtige dir diese
Entfernungen in beiner Heimat!) Der nächste Fixstertt, der 4,5 Lichtjahre (So?me:
8 Minuten) von der Erde entfernt ist, müßte dann bei derselben Verkürzung in
einer Entfernung von 389 236 km — ungefähr der Entfernung des Mondes von
der Erde gesucht werden. >
Über die physische Beschaffenheit der Sonne wissen wir, daß sie ein im
Zustand höchster Glut befindlicher Körper ist. Ihrer stofflichen Zusammensetzung
nach gleicht sie, wie uns die Spektralanalyse zeigt, größtenteils der Erde. Die
Sonnenflecken sind wahrscheinlich Abkühlungsprodukte. — Aus der Bewegung
der Sonnenflecken hat mein die Rotation der Sonne zu 25 Tagen bestimmt.
2. Die Planeten erhalten Licht und Wärme von der Sonne und bewegen
sich in elliptischen Bahnen um dieselbe. — Tie größte Entfernung von der
Sonne kommt dem Neptun zu; sie ist 30 mal größer als die der Erde. Ter Sonne
am nächsten befindet sich unter den großen Planeten Merkur. — Die Rotation
von Erde und Mars beträgt annähernd 24 Stunden. Die Umdrehuug des Jupiter
und Saturn vollzieht sich in etwa 10 Stuuden. Die Dauer der Revolution nimmt
zu mit der Entsernuug von der Sonne. Merkur braucht 88 Tage, Neptuit 168 Jahre.
Die Größe der Planeten ist sehr verschieden. Außerordentlich klein sind die
Asteroiden; weit übertreffen dagegen unsere Erde die vier äußeren Planeten, be-
sonders Jupiter und Saturn. — Mehrere der Planeten werden von Monden
begleitet. So hat die Erde 1, der Mars 2, Jupiter 7, Saturn 10, Uranus 4 und
Neptun 1 Mond. Saturn ist anßerdem noch durch drei Ringe ausgezeichnet.
3. Die Kometen sind gasartige Körper mit einem dichtem Kern. Auch be-
sitzen die meisten von ihnen einen Schweis, der ost von ungeheurer Länge ist.
Ihre Bahnen sind sehr langgestreckte Ellipsen oder Parabeln.
4. Die Meteoriten sind kleine planetarische Körperchen, die entweder ver-
einzelt oder in Scharen vereinigt die Sonne umkreisen und der Erde öfter so nahe
kommen, daß sie durch die Atmosphäre hindurchgehu und sich durch die Reibung an
der Lust entzündet!. Erst dadurch werden sie uns sichtbar, und man nennt sie dann
Sternschnuppen. Hier und da werden die Meteore von der Erde so stark an-
gezogen, daß sie auf ihre Oberfläche herniederfallen (Meteorsteine). Besonders
viele Sternschnuppen sieht man jedes Jahr vom 8.—12. August und vom 11.—14.
November. — Ihre Zusammensetzung ist im wesentlichen diejenige irdischer
Körper. Nach den neuern Forschungen sind die Meteore Überreste von Kometen.
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Hafen
Schiffahrtsanlagen wurden nach der Gründung des Reichs mit einem Aufwand von 400 Mill. Mark neu geschaffen,
jene Londons find teilweise veraltet. Im Jahr kommen und gehen über 15 000 Seeschiffe und an 18 000 Flußschiffe.
Die Haupteinfuhr bilden Kolonialwaren (namentlich Kaffee), Getreide, Häute, Kohlen und Petroleum. England,
Nordamerika, Brasilien und Afrika find seine Hauptverkehrsländer.]
Linienschiff >, Thüringen".
Auch bei der Kriegsmarine haben die letzten Jahre eine außerordentliche Vergrößerung des Schiffskörpers und
damit eine viel stärkere Bewaffnung und größere Geschwindigkeit gebracht, als man sie früher kannte. Unser
Bild zeigt die „Thüringen", eines unserer neuesten Linienschiffe von 22 800 t, einer Länge von 166,5 m, einer
Breite von 28,5 m und einer Tiefe von 3,2 m und einer Geschwindigkeit von 21 Knoten.
3*
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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TM Hauptwörter (200): [T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
Extrahierte Ortsnamen: England Nordamerika Brasilien Afrika
Die deutschen Landschaften und Stämme.
49
und Liedern" deuten auf fränkische, zum Teil auch auf slavische Einflüsse hin. Als die
Slavenländer ö. der Elbe unterworfen wurden, drangen thüringische Kolonisten
in so großen Mengen in die Mark Meißen (das heutige Königreich Sachsen) und Schle-
sien, daß deren Bevölkerung als eine Abzweigung des thüringischen Stammes be-
trachtet werden kann. An der Germanisierung Schlesiens nahmen überdies noch
hessische und mainfränkische Einwanderer teil.
Seit Jahrhunderten gelten die sächsischen Länder als Sitz ausge-
zeichneter Schulbildung von der Volksschule bis zur Hochschule hinauf,
und groß ist die Zahl der Künstler, Dichter und Denker, die diesem Land entsprossen sind,
so die Meister der Erzählkunst, Gustav Freitag und Ctto Ludwig, die genialen Dar-
steller des Tier- und Pflanzenlebens, Brehm und Roßmäßler, der Schöpfer volkstüm-
licher geistlicher Lieder, Paul Gerhard; serner Rudolf Baumbach, dessen Liederdichtun-
gen das schalkhafte Wesen und den anmutigen Charakter seines Heimatlands so trefflich
wiederspiegeln, und Ludwig Richter, dessen Meisterhand die ganze Innigkeit trauten
deutschen Familienglücks darzustellen verstanden hat. Den liederreichen Gauen Mittel-
deutschlands gehören die großen Tonkünstler Sebastian Bach, Georg Friedrich Hän-
del, Robert Schumann und Richard Wagner an. Hier stand auch die Wiege
Luthers, Lessings, Leibniz' und Fichtes.
Die Staaten der Mitteldeutschen Gebirgsschwelle. Die natürliche Vielge-
staltigkeit Mitteldeutschlands findet auch in staatlicher Beziehung ihren Aus-
druck; namentlich das Weserbergland und Thüringen sind wie im Mittelalter so auch
heute noch in eine große Zahl von Kleinstaaten aufgelöst. An der Mitteldeutschen
Gebirgsschwelle haben folgende Staaten Anteil: das Königreich Preußen mit
größeren oder kleineren Teilen der Provinzen Rheinland, Westfalen, Hessen-Nassau,
Hannover, Sachsen und Schlesien, ferner das Großherzogtum Hessen mit der
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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Extrahierte Personennamen: Gustav Gustav Ludwig Ludwig Brehm Paul_Gerhard Rudolf_Baumbach Rudolf Ludwig_Richter Ludwig Sebastian_Bach Georg_Friedrich_Hän- Friedrich Robert_Schumann Richard_Wagner
Wirkliche Bewegungen der Himmelskörper. 105
V. Die Fixsterne.
Fixsterne sind solche Sterne, die mit eigenem Licht leuchten und ihre gegen-
seitige Stellung nicht merklich ändern. Im wesentlichen gleichen sie also unserer
Sonne. — Viele Fixsterne ändern periodisch ihre Helligkeit. In mehreren Fällen
wurde als Grund des Lichtwechsels das Dazwischentreten eines relativ dunklen Be-
gleiters erkannt. — Manche der am Himmel wahrzunehmenden Nebelflecke lösen
sich bei Anwendung des Fernrohrs in unzählige Fixsterne aus. Eine solche Stern-
ansammluug ist auch das ungefähr in Form eines größten Kreises mit sehr wech-
selnder Breite am Himmelsgewölbe sich hinziehende Lichtgewölk, das unter dem
Namen Milchstraße bekannt ist. Andere Nebelflecke und sogar näher gelegene
stellen sich selbst bei Anwendung des besten Instruments nicht als Sternanhäufun-
gen dar. In solchen Fällen hat man es mit wirklichen Nebelflecken zu tun.
Man sieht in ihnen den Stoff, aus welchem durch allmähliche Entwicklung die
einzelnen Weltsysteme entstehen. — Die Entfernung der Fixsterne von der Erde
ist ungeheuer; schon die Lichtstrahlen des nächsten treffen erst nach 4^ Jahren auf
unserer Erde ein. Diese ungeheuren Entfernungen find die Ursachen davon, daß
wir am Sternenhimmel niemals die Gegenwart, sondern stets nur die Ver-
gangenheit erblicken.
Kartenkunde.
Darstellung der Erdoberfläche. Die einzige naturgetreue Wiedergabe der
Erde ist der Globus. Jede Darstellung der Erdoberfläche in einer Ebene muß die
Lagenverhältniffe verzerren, da sich die doppelt gekrümmte Kugeloberfläche nicht
abwickeln und in einer Ebene ausbreiten läßt. (Vgl. die Schale eines Apfels!)
Eine Karte ist also nur ein annäherungsweise getreues Abbild der
Erdoberfläche.
Maßstab. Jede Karte gibt das dargestellte Land verkleinert oder verjüngt
wieder. Sind zwei Orte in Wirklichkeit 1 kin voneinander entfernt und beträgt ihr
Abstand voneinander auf der Karte 1 ein, so ist das Verjüngungsverhältnis 1:100 000
(Generalstabskarte). Der den meisten Karten beigegebene Maßstab drückt also
das Verhältnis der Längen auf der Karte zu den wirklichen Längen auf der
Erdoberfläche aus. Um das Verhältnis der dargestellten Flächen zur Wirklich-
keit zu erhalten (Flächenmaßstab), mnß ich den angegebenen Maßstab zum Quadrat
erheben^).
') Das heute in den meisten Ländern gebräuchliche Längenmaß ist das Meter, das als
der zehnmillionste Teil eines Meridianquadranten gilt. Zur Angabe von größeren Entfernungen
verwendet man jedoch noch häufig neben dem km das Meilenmaß. Dabei sind aber zu
unterscheiden:
1 Seemeile (Knoten) — 1855 m (= eine Gradminute des Erdmeridians)
1 geographische Meile = 7420 m (= vier Gradminuten)
1 englische Meile — 1609 m
1 preußische Meile = 7532 m.
.Ein Fußgänger legt durchschnittlich in der Stunde 5 km zurück, Eilzüge fahren 70—90 km,
die schnellsten Ozeandampfer durchschnittlich 24 kn — 44,5 km, die schnellsten Torpedoboote
36 kn = 66,8 km.
Ziti: Angabe von Flächenmaßen dient meist Quadratkilometer oder Quadratmeile.
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106
Kartenkunde.
Arten der Karten. Nach dem verwandten Maßstab, der sich nach dem Zweck
der Karte richtet, unterscheidet man:
1. Plankarten (Katasterkarten) im Maßstab 1:500 bis 1:10 000. Sie stellen
ganz kleine Teile der Erdoberfläche zu technischen und anderen Zwecken dar. Bei
der Kleinheit des dargestellten Gebiets macht sich die Wölbung der Erdoberfläche
noch nicht bemerkbar.
2. Spezialkarten im Maßstab 1:10 000 bis 1: 200 000. Die gebräuchlichsten
Maßstäbe, in denen z. B. auch die Karten des Deutschen Reiches vom Großen General-
stab angelegt werden, sind 1:25 000 (die sog. Meßtischblätter, auf denen 4 ein
einem km der Wirklichkeit entsprechen) und 1:100 000 (die sog. Generalstabskarten,
1 cm — 1 km)1). Auch in diesen Maßstäben ist die Abweichung der Ebene von der
Kugelgestalt der Erde sehr gering.
3. Übersichtskarten in kleineren Maßstäben.
Die wichtigsten Projektionsarten.
Projektion. Um einen größeren Teil der Erdoberfläche darzustellen, muß
man die Punkte der gewölbten Erdoberfläche, so gut es geht, in eine Ebene
übertragen. Meistens geschieht das in der Weise, daß man die Zeichnung der
Kugeloberfläche auf den Mantel eines
sich der Kugel möglichst anschmiegenden
Körpers überträgt (projiziert) und dann
den Mantel abwickelt und in der Ebene
ausbreitet.
Die zylindrischen Projektionen.
Als solchen sich der Kugel anschmiegenden
Körper verwendet man Zunächst den
Zylinder. Es sei Apa' die halbe Erd-
kugel, Aa' der Äquator, P der Pol, 0 der
Mittelpunkt der Erde und Aa' Ii H', eine
Zylinderfläche, die die Halbkugel längs
des Äquators beriihrt. Führt man nun
von dem im Erdmittelpunkt 0 gedachten
Auge Sehstrahlen nach mehreren Punkten
der Erdoberfläche: b, c usw., so treffen sie
verlängert die Zylinderfläche; die entste-
henden Schnittpunkte B, C usw. bilden
dann die zylindrischen Projektionen von
l), e usw. Denkt man sich nun die Zylin-
dersläche abgewickelt, so erscheinen Äquator
und Parallelkreise, ebenso aber auch die
Meridiane als gerade Linien. Das Grad-
netz einer zylindrischen Projektion besteht
also aus einem System von sich recht-
Fig. i.
') Die entsprechenden Karten können zu Schulzwecken jederzeit billig vom Großen General-
stab (Abteilung für Landesvermessung) in Berlin bezogen werden.
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TM Hauptwörter (100): [T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
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Geländedarstellung. 113
wieder, wie auf den Generalstabskarten 1:100000. Häufig werden auch beide
Methoden der Darstellung miteinander verbunden (S. Atlas und I S. 9).
In farbiger Darstellung Pflegt man die Gewässer blau, das Tiefland bis zu
200 m grün und die höheren Erhebungen in immer dunkler werdenden braunen
Farbentönen zu kennzeichnen. Über die Schneegrenze aufragende Gipfel werden
meist weiß dargestellt.
Reliefkarten. Am deutlichsten geben die sogenannten Reliefkarten, auf
denen die Bodenunebenheiten in Pappe, Lehm oder Gips plastisch dargestellt
werden, die wirklichen Verhaltnisse wieder. Doch muß bei allen Reliefkarten
eine Überhöhung eintreten, d. h. der Maßstab für die Höhenunterschiede wird
größer gewählt, als der der Karte, da sonst auch bedeutende Höhenunterschiede
nur wenige Millimeter ausmachten.
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Fränkische Zustände.
19
verfiel die Macht der Chalifen später, und das Reich zersplitterte sich in Einzelstaaten. Desto bedeutsamer wurde die arabische Kultur. Wohl-Arabische stand und Bildung entfaltete sich im Morgenlande zu derselben Zeit, da imtur" die Kultur im Abendlande tief darniederlag. Ein Welthandel entwickelte sich, der den Orient mit dem Occident verband. Das Gewerbe erblühte, besonders die Weberei von Seidengewändern, Teppichen und baumwollenem Musselin, der nach der Stadt Mossul am Tigris seinen Namen hat, die Herstellung von Waffen (Damascenerklingen), von Schmucksachen aus Metall und Edelsteinen, von prachtvollen Töpferarbeiten.
Die Baukunst brachte so herrliche Schöpfungen hervor wie die Alhambra zu Granada. Und neben der Dichtkunst entfaltete sich die Wissenschaft, so die Philosophie und besonders die Heilkunde.
3. Die karolingische Zeit.
Fränkische Zustände.
§ 19* Ergebnisse der Völkerwanderung. Weite Lande waren von den Laudgewirm Germanen erobert worden; jedoch blieb nur ein Teil davon wirklich ger- Sä manischer Besitz. Nordafrika war seit der Vernichtung der Wandalen ®ermonen' verloren gegangen, Spanien sollte bald darauf in die Hand der Araber fallen, welche, von Nordafrika kommend, die Westgoten vernichteten. England war ein Gewinn für das Germanentum, das sich hier erhielt; dagegen überwog in dem größten Teile Italiens und weiten Strecken Frankreichs die romanische Bevölkerung. So waren also die mit so viel Blut erkauften Provinzen des römischen Reiches nur zum Teil behauptet worden. Andrerseits aber war auch viel altgermanisches Land im Laufe der Völkerwanderung geräumt und eine Beute.fremder Völker geworden; denn in die Gebiete östlich der Elbe und Saale waren die slavischen Wenden, in Böhmen die ebenfalls slavischen Tschechen eingezogen.
Eine Erinnerung aber an die gewaltigen Schicksale und Taten der H-id-nsage. Völkerwanderung erhielt sich in der Heldensage; in ihr spiegelt sich das germanische Mannes- und Frauenideal wieder. Sie verbindet die uralte Vorstellung von dem herrlichen, jngendnmstrahlten Lichthelden Siegfried, der den Hort der Nibelungen, der Nebelmänner, erbeutet, der zu der von bösen Geistern gefangen gehaltenen Sonnenjungfrau Brunhild durchdringt und doch schließlich den Nibelungen zum Opfer fällt, mit der Erzählung von dem furchtbaren Untergang des Volkes der Burgunder durch König
2*
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Rückblick auf die Zeit der sächsischen Kaiser.
41
In Italien erschienen um dieselbe Zeit Angehörige eines Volkes, das binnen kurzem sich dort die Herrschaft erwerben sollte, der Normannen.die Nor-Die Normannen hatten sich zuerst im neunten Jahrhundert als kühne Seefahrer und Seeräuber einen furchtbaren Namen gemacht; dann hatte sich zu Beginn des zehnten Jahrhunderts eine Schar von ihnen an der Seine-mündung in der nach ihnen benannten Normandie niedergelassen. Von dort stammten die Ritter, welche zu Heinrichs Ii. Zeit, von einer Wallfahrt nach dem heiligen Lande zu Schiff zurückkehrend, eines Tages im Hafen von Salerno ankamen, das gerade von den Sarazenen bedrängt wurde; sie beteiligten sich an der Verteidigung und retteten durch ihre Tapferkeit die Stadt. Zur Rückkehr eingeladen, kamen sie bald in größeren Scharen, ließen sich nieder und drängten seitdem in fortwährenden Kämpfen Griechen und Sarazenen Schritt für Schritt zurück.
Heinrich Ii. und seine fromme Gemahlin Kunigunde widmeten dersorge^r Kirche besondere Sorgfalt. Der Kaiser sorgte für die Zucht in den Klöstern und gründete am oberen Main in einer bisher immer noch halbheidnischen Gegend das Bistum Bamberg. Er sowohl wie Kunigunde sind von der Kirche heilig gesprochen worden. In Bamberg liegen sie begraben.
Rückblick auf die Zeit der sächsischen Kaiser.
§ 43. Unter dem sächsischen Kaisergeschlecht hatte Deutschland nach Das Reich, innen und außen gewaltige Fortschritte gemacht. Der Zusammenhang des Reiches war enger geworden. Ein Nationalbewußtsein war entstanden; das Wort deutsch, d. h. volkstümlich, das zunächst die Volkssprache im Gegensatz zur lateinischen Sprache bezeichnet hatte, diente nun auch im politischen Sinne zur Bezeichnung des deutschen Staates und Volkes und zu seiner Unterscheidung von Wätschern, d. H. romanischem Wesen. Während vor etwas mehr als hundert Jahren das Reich dem Zerfalle entgegenzugehen schien, bestand jetzt eine starke und anerkannte, mit dem Glanze der römischen Kaiserkrone geschmückte, königliche Macht. Das deutsche Reich war das mächtigste der abendländischen Christenheit.
Auch die deutsche Kultur hatte Fortschritte gemacht. Der Urwald Wirtschaft, wurde stetig zurückgedrängt, der Ackerbau warf höhere Erträge ab, zumal auf den Gutswirtschaften der Könige und Klöster. Schon entstanden die ersten Märkte, wo unter königlichem Schutz die Kaufleute ihre Waren verkauften; Städte erhoben sich, auch in dem bisher städtelosen Sachsen, und hier wurde neben dem Ackerbau auch Handwerk getrieben. Die Bildung Bildung, nahm allmählich zu; doch war sie lateinisch und auch jetzt noch vorwiegend
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Personennamen: Heinrichs Heinrich_Ii Heinrich Kunigunde
Extrahierte Ortsnamen: Italien Salerno Main Bistum_Bamberg Bamberg Deutschland Sachsen